- polnisch-litauische Union
- polnisch-litauische UnionAls 1333 Kasimir III. seinem Vater Władysław I. als König von Polen nachfolgte, waren es vor allem zwei Nachbarstaaten, die seine Herrschaft bedrohten: das Königreich Böhmen, das Ansprüche auf die polnische Krone erhob, und der Deutsche Orden in Preußen und Livland. König Kasimir, der letzte Piast auf dem polnischen Thron, zog es vor, mit beiden Mächten eine friedliche Verständigung zu suchen. So gelang es ihm, 1335 im Vertrag von Visegrad (Ungarn) König Johann von Böhmen gegen den Verzicht auf weite Teile Schlesiens und die Zahlung einer Geldabfindung dazu zu bringen, seine polnischen Thronansprüche aufzugeben. 1353 trat Kasimir auch den Rest Schlesiens an den böhmisch-deutschen König Karl IV. ab, der dafür der polnischen Krone die Rechte als Lehnsherr über Masowien-Plozk überließ. Mit dem Deutschen Orden einigte sich Kasimir im Frieden von Kalisz (1343), indem er auf das umstrittene Pomerellen und das Kulmer Land verzichtete, während der Orden die im Kampf gegen Władysław I. eroberten Gebiete (Teile Kuja wiens und das Dobriner Land) herausgab.Diese Verständigungspolitik gab Kasimir die Möglichkeit, sein Augenmerk nach Osten zu richten, wo es ihm gelang, sich in einem Erbfolgestreit mit Litauen weitgehend durchzusetzen und die Landschaft Rotreußen (Galitsch) sowie Teile Wolhyniens für Polen zu gewinnen (1349-66). Den Ehrennamen »der Große« erhielt der König jedoch vor allem für seine Herrschaftspolitik im Innern des Reiches. Hier trug neben dem Ausbau des Verwaltungssystems eine Fülle von wirtschaftlichen, rechts- und kulturpolitischen Maßnahmen (Neugründung von Städten und Dörfern, Förderung des Handels, Ansiedlung der aus Mitteleuropa vertriebenen Juden, Schutz der Bauern, Kodifizierung des polnischen Rechts, Gründung der Universität Krakau 1364) zur Konsolidierung der Königsherrschaft bei.Der Aufstieg zur europäischen Großmacht wurde durch die Union mit dem bisher noch heidnischen Großfürstentum Litauen eingeleitet, als die polnischen Magnaten die Thronerbin Hedwig (Jadwiga) zwangen, ihre Verlobung mit Wilhelm von Österreich aufzulösen und stattdessen den Großfürsten Jagiełło von Litauen zu heiraten, der nun getauft und als Władysław II. Jagiełło zum König von Polen gekrönt wurde (1386). Mit der polnisch-litauischen Personalunion wurde nicht nur die bisherige machtpolitische Rivalität zwischen den beiden Ländern beendet; die nun erfolgende Christianisierung Litauens hatte außerdem zur Folge, dass die Legitimation als »Heidenkrieg«, die der Orden bisher für seine militärische Expansionspolitik gegenüber Litauen in Anspruch genommen hatte, grundsätzlich infrage gestellt wurde, was nicht ohne Auswirkungen auf das Selbstverständnis des Ordens bleiben konnte.
Universal-Lexikon. 2012.